In unserem Konzept geben wir Überblick zu unserem pädagogischen, speziell erlebnispädogischen Schaffen. Für Fragen stehen wir gerne zu Diensten.
Das vorliegende Konzept ist die Arbeitsgrundlage von Natur Erlebnis Touren e.V. (NET). NET ist ein gemeinnütziger, überregional tätiger Verein, der im Jahr 2002 gegründet wurde. Die zentrale Aufgabe des Vereins ist die Planung und Durchführung von erlebnis- und naturpädagogischen Angeboten für Einrichtungen der Sozialen Arbeit und der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung.
Ein besonderes Anliegen ist es uns dabei, auch spezielle Programme anzubieten, die Menschen mit geistigen, seelischen und körperlichen Behinderungen ansprechen.
Wie wir im pädagogischen Teil unseres Konzepts darstellen werden, sehen wir gerade in der Erlebnis- und Naturpädagogik besonders wirkungsvolle Methoden, um gruppendynamische Prozesse zu initiieren, soziale und personale Kompetenzen zu fördern, Umweltbewusstsein zu entwickeln und unterschiedliche Lerninhalte zu vermitteln.
Wir beschreiben in diesem Konzept, die pädagogischen, sicherheitstechnischen und ökologischen Standards, auf deren Grundlage wir für unsere Auftraggeberinnen und Auftraggeber ein individuelles und bedarfsorientiertes Angebot gestalten. Ebenfalls beleuchten wollen wir im Folgenden die möglichen pädagogischen Ziele und die durchführbaren erlebnis- und naturpädagogischen Inhalte unserer Veranstaltungen. Außerdem stellen wir im Rahmen dieses Konzepts unsere Arbeitsschwerpunkte und unsere Angebotsbausteine vor.
Die Vorstandschaft
Ulrike Dietrich, Diana Haberl, Angelika Klein, Gabriel Schneider, Karl Weidemann, Stefan Zölch
Bei allen Veranstaltungen von NET, unabhängig von Arbeitsschwerpunkt und Zielgruppe, steht der Bildungsgedanke im Vordergrund. Es geht uns dabei immer darum, eine am Individuum – also am Subjekt orientierte Bildung umzusetzen. Ziel der subjektorientierten Bildung (1) ist das selbstbestimmte, mündige und entwicklungsfähige Individuum mit eigener Werteorientierung. Der Bildungsauftrag ist in diesem Sinne die Ausstattung des Individuums mit Kompetenzen. Dazu gehören personale, soziale, kognitive, organisatorische, handwerklich technische und kreativsportliche Kompetenzen. Unsere Aufgabe sehen wir in diesem Zusammenhang in der Gestaltung von Situationen und Lernprozessen, die den Kompetenzerwerb fördern. Wir bewegen uns daher mit unseren Veranstaltungen im pädagogischen aber teilweise auch im therapeutischen Bereich (2).
Wir gehen grundsätzlich vom Gedanken des Empowerments (3) aus. Wir orientieren uns also an den Fähigkeiten und Stärken unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer und versuchen mit unseren pädagogischen Ansätzen auf den bereits vorhandenen Kompetenzen aufzubauen.
Unsere pädagogische Arbeit basiert auf einer systemisch-konstruktivistischen Sichtweise der Wirklichkeit (4). Wir favorisieren pädagogische Konzepte und Ansätze, die aus einer solchen Perspektive heraus entwickelt wurden.
Die von uns vertretenen Werte und unser Menschenbild orientieren sich an den Menschenrechten, den Werten einer humanistischen Weltanschauung und damit an Wertekategorien wie Freiheit, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit, Solidarität, Frieden, Verantwortung, Toleranz, Liebe und Sicherheit. NET ist parteilich und konfessionell unabhängig. Die Gesundheitsförderung und der Naturschutz sind in unserer Arbeit stets obligatorische Ziele.
Die folgenden Ausführungen zu unserer Definition von Erlebnis- und Naturpädagogik sowie zu den Zielen und den methodischen Standards unserer Veranstaltungen sind auf dem hier ausgeführten Hintergrund zu sehen.
1 Winkler, M. (1988): Eine Theorie der Sozialpädagogik. Stuttgart
2 NET führt auch Angebote zur Gesundheitsförderung und Rehabilitation vor allem für Menschen mit Behinderung durch, die therapeutischen Charakter haben (siehe auch Seite 2)
3 Heringer, N. (1997): Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Stuttgart
4 Luhmann, N. (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt am Main
„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen (…) Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten. (…) Wir sprechen dann von Erlebnispädagogik, wenn die Elemente Natur, Erlebnis und Gemeinschaft im Rahmen von Natursportarten pädagogisch zielgerichtet miteinander verbunden werden.“ (Heckmair, B. / Michl, W. (2004): Erleben und Lernen. Einführung in die Erlebnispädagogik. München, S. 102)
Erlebnispädagogik schafft Erfahrungsräume und Situationen mit Herausforderungscharakter, die den Teilnehmenden ungewohnte Anforderungen außerhalb ihrer Komfortzone (5) stellen. Erlebnispädagogik lädt ein sich selbst auszuprobieren und eigene Stärken und Schwächen zu entdecken und ermöglicht damit persönliche Kompetenz- und Leistungsgrenzen zu verschieben. Hier steht für uns der Befähigungsgedanke aus dem Empowerment im Vordergrund.
Die Erlebnispädagogik sehen wir auf folgende Lernmodelle gestützt: handlungsorientiertes Lernen, offenes metaphorisches Lernen und Lernen durch Reflexion des Erlebten. Ein erlebnispädagogisches Setting bietet daher eine optimale Chance für ganzheitliche Lernerfahrungen. Diese reformpädagogische Idee des Lernens mit allen Sinnen erfährt in systemischen Ansätzen der Pädagogik wieder eine wissenschaftlich begründete Berechtigung und dadurch eine neue Aktualität.
5 siehe Wachstums- und Entwicklungsmodell nach Luckner, J./Nadler, R. (1997): Processing the experience. Strategies to enhance and generalize learning. Dubuque
„Wir sind eingebunden in die räumliche Gegenwart der uns umgebenden Welt: In den Kontext der mitmenschlichen Beziehungen und Lebensgemeinschaften, der sozialen und kulturellen Institutionen, in den Kontext der Elemente und ihrer Rhythmen und Zyklen, der Pflanzen und Tiere und nicht zuletzt auch in den Kontext der uns umgebenden Dinge. Die natürlichen Bedingungen unserer Umwelt beeinflussen uns bis tief in unsere Psyche hinein. Die Grundlage aller Zugehörigkeiten bildet immer die Zugehörigkeit des Menschen zur Lebensgemeinschaft Erde.“ (Sachon, W. (1999): Natur und Therapie, S. 73)
Naturpädagogik kann daher als Beziehungsarbeit innerhalb der subjektorientierten Bildungsarbeit verstanden werden. Durch die gezielte Auswahl von Naturräumen als Erlebnis- und Erfahrungsfeld sowie die bewusste Gestaltung von Settings zur Sinneswahrnehmung, zur kreativen und handwerklichen Betätigung, zur meditativen Naturbegegnung, zum forschenden Entdecken, zum ernährenden und heilenden Aspekt und zur kulturellen Tradition werden Beziehungen (be-)greifbar. Die spielerische Herangehensweise in der Naturpädagogik ermöglicht einen motivierenden Zugang zur Bearbeitung von naturwissenschaftlichen Themen, die aus der schulischen Erfahrung häufig als theoretisch und trocken in Erinnerung sind. Generell kann gerade der naturpädagogische Ansatz einen großen Beitrag zur Bildung für Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 (6) leisten.
6 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (1992): Agenda 21 (siehe Kapitel 36, Förderung der Schulbildung, des öffentlichen Bewusstseins und der beruflichen Aus- und Fortbildung
Ein besonderes Anliegen unserer Arbeit ist es, die Erlebnispädagogik eng mit der Naturpädagogik zu verknüpfen. Dabei profitieren wir zum einen von der inzwischen wissenschaftlich nachgewiesenen positiven Wirkung der Natur auf das Emotionale und Vegetativ-Unbewusste des Menschen (7), nutzen jedoch zum anderen die Natur als Lernfeld, in dem wir Erfahrungsräume bewusst ökologisch vertretbar gestalten. Unser Tun ist geprägt durch einen respektvollen, verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern möchten wir einen aktiven und emotionalen Zugang zur Natur ermöglichen, Natur erfahrbar machen und durch eine Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge den Naturschutzgedanken näher bringen.
7 Brämer, R. (2003): Zurück zur Natur? – Die Wald- und Wiesentherapie. In: Psychologie Heute, Ausgabe 4/2003
Die Erlebnis- und Naturpädagogik sehen wir als geeignete Methoden, um gruppendynamische Prozesse zu initiieren, soziale Kompetenzen (z.B. Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein), personale Kompetenzen (z.B. Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstbewusstsein, Leistungsbereitschaft, Mut, Ausdauer, Flexibilität), kognitive Kompetenzen (z.B. Reflexionsfähigkeit, differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeit oder die Fähigkeiten Pläne zu entwerfen, Folgen zu antizipieren und Entscheidungen zu treffen), handwerkliche Kompetenzen und kreative Kompetenzen (z.B. Gestaltungsfähigkeit, Ausdrucksfähigkeit) zu fördern bzw. zu trainieren. Außerdem lassen sich erlebnispädagogische Settings sehr gut nutzen, um ökologische (z.B. Umweltschutz, Naturkunde) und kulturelle Inhalte (z.B. regionale Geschichte, Land Art etc.) zu vermitteln. Ein bedeutendes Ziel bei unseren Veranstaltungen soll die Förderung der Naturwahrnehmung, des Naturverständnisses und des ökologischen Handelns und Verhaltens sein.
Ausgehend von dieser Grundlage formulieren wir für jede Veranstaltung individuelle, pädagogische Ziele, die aber nur in enger Zusammenarbeit mit den Auftraggebern und Teilnehmenden definiert werden können. Wir begleiten und beraten unsere Kundinnen und Kunden bei diesem Prozess.
Bei allen von uns angebotenen natur- und erlebnispädagogischen Aktionen und Veranstaltungen arbeiten wir nach den folgenden pädagogischen Prinzipien und Standards:
• Die Teilnahme an einzelnen Aktivitäten erfolgt freiwillig und selbst bestimmt.
• Die Veranstaltungen laufen in einer spielerischen Atmosphäre ohne Leistungsdruck ab und sollen Spaß machen.
• Eine individuelle Betreuung der Teilnehmenden und somit auch deren psychische und physische Sicherheit wird durch kleine Gruppengrößen gewährleistet.
• Wir treten in unserer Leitungsfunktion nicht als Besserwisser auf, sondern als „Anderswisser“ (8).
• Die Leitung versucht durch behutsame Führung und gemeinsame Reflexion mit den Teilnehmenden, die Wahrnehmung auf die eigene Person, die Beziehungen zwischen den beteiligten Personen untereinander und der Natur, in der sich die Gruppe bewegt, ins Blickfeld zu rücken.
• Pädagogische Interventionen haben jederzeit Vorrang vor der Durchführung des geplanten Programms.
• Wir beschränken uns bei der Wahl unserer Veranstaltungsorte aus ökologischen, finanziellen und pädagogischen Gründen bewusst auf heimische und nahe gelegene Gebiete.
• Wir sichern die Qualität unserer Arbeit durch fortlaufende Reflexion und Evaluation der Veranstaltungen und nutzen die dabei erzielten Ergebnisse bei der Weiterentwicklung unseres Konzepts.
8 Aus systemisch-konstruktivistischer Sicht gibt es keine objektive Wirklichkeit, sondern nur verschiedene Wirklichkeitskonstruktionen.
Es gibt also keine objektive Wahrnehmung von richtig und falsch.
Wir führen erlebnis- und naturpädagogische Seminare oder Tagesaktionen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen (FSJ) oder Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) durch. Dabei arbeiten wir mit vielen der in diesem Arbeitsfeld tätigen Organisationen, wie dem Bayerischen Roten Kreuz, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend oder der Jugend des Bund Naturschutz zusammen. Darüber hinaus bietet NET im Bildungsbereich Veranstaltungen an, in denen die Methoden der Erlebnis- und Naturpädagogik mit anderen Konzepten verknüpft werden. In diesem Zusammenhang führen wir beispielsweise Bergexerzitien für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen oder Gewaltpräventionstrainings für Schulklassen durch.
NET bietet spezielle erlebnis- und naturpädagogische Programme für Menschen mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung an. Dieser Bereich ist einer unserer wichtigsten Arbeitsschwerpunkte. Innerhalb des Vereins gibt es dadurch einen außergewöhnlich umfangreichen Schatz an Erfahrung und Wissen zu diesem Thema. Konkret organisieren wir – meist in Zusammenarbeit mit einer Einrichtung der Behindertenarbeit – erlebnis- und naturpädagogische Wochenend- oder Ferienfreizeiten im Sommer und im Winter. Zusätzlich bieten wir auch erlebnispädagogische Tagesaktionen für Menschen mit Behinderung im Rahmen von Klassen- oder Gruppenfahrten an.
Wir möchten nicht nur selbst erlebnis- und naturpädagogische Maßnahmen anbieten, sondern unser in diesem Feld vorhandenes Fachwissen und unsere Erfahrungen auch an andere weitergeben. Referentinnen und Referenten von NET führen dazu Fortbildungen für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erziehern, Betreuerinnen und Betreuern von Menschen mit Behinderung und oder Leitungskräften von FSJ- und FÖJ-Seminaren durch. Unsere Fortbildungsangebote beziehen sich nicht nur auf den Bereich der Erlebnis- und Naturpädagogik, sondern auch auf verwandte Themen wie Notfallmanagement, Erste Hilfe oder Gesundheitsförderung.
Die Gesundheitsförderung und Rehabilitation sind bei vielen NET-Veranstaltungen als Teilziele formuliert. Bei einer zunehmend größeren Zahl der Angebote sind sie sogar das übergeordnete Ziel. NET bietet spezielle Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Rehabilitation für chronisch kranke Kinder, trauernde Jugendliche und Menschen mit Behinderung an. In diesem Arbeitsfeld setzt NET therapeutisch ausgebildete Trainerinnen und Trainer ein.
NET führt in Kooperation mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe natur- und erlebnispädagogische Veranstaltungen durch, um diese bei der Umsetzung ihrer stationären oder ambulanten Hilfemaßnahmen zu unterstützen. Wir arbeiten in diesem Zusammenhang mit unterschiedlichsten Zielgruppen, wie Trennungs- und Scheidungskindern, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen oder Jugendlichen, die in Wohngruppen betreut werden. Bei der natur- und erlebnispädagogischen Arbeit mit den Teilnehmenden geht es dabei meist um die Förderung sozialer Kompetenzen oder die Stabilisierung der Gruppe.
Klassenfahrten für Waldorfschulen, Klassenfahrten für Schulen für Menschen mit Behinderung, integrative Klassenfahrten, Gewaltpräventionskurse oder Thementage für Schulklassen, Eltern-Kind-Freizeiten oder Ferienprogrammangebote für Jugendfreizeitstätten sind Beispiele für natur- und erlebnispädagogische Veranstaltungen, die NET in diesem Bereich durchführt. Die pädagogischen Zielsetzungen sind bei diesen Angeboten beispielsweise die Stärkung der Klassengemeinschaft, das Aufzeigen alternativer Freizeitbeschäftigungen oder die Förderung des Naturverständnisses und des Umweltbewusstseins.
Eine Orientierungstour bietet in ihrer Gestaltung viel Spielraum. Sich im Gebirge oder im Wald zurechtzufinden, gibt ein Gefühl der Sicherheit. Der Umgang mit Karte, Kompass und Höhenmesser, aber auch die Fähigkeit, natürliche Orientierungshilfen, wie Sonnenstand oder Vegetation zu „lesen“, sind Inhalt unserer Orientierungstouren. Ein Biwak ist ein Lager im Freien. Als Dach über dem Kopf hat man nur den weiten Sternenhimmel. Mit der entsprechenden Vorbereitung und der sorgfältigen Auswahl des Lagerplatzes sorgen wir dafür, dass das Biwak zu einer wunderbaren Erfahrung wird. Land Art ist Kunst aus Naturgegenständen. Mit Hilfe von verschiedensten Naturmaterialien werden kleine und große Kunstwerke geschaffen: ein Turm aus Steinen, ein Bild aus Blumen oder eine Skulptur aus Hölzern und Moos. Kreativität und Naturwahrnehmung sind hier aufs Engste miteinander verknüpft. Sinnes- & Wahrnehmungsübungen zielen darauf ab, durch das bewusste Ausschalten bestimmter Sinne und die Konzentration auf eine bestimmte Sinneswahr-nehmung Eindrücke zu eröffnen, die ansonsten verborgen blieben: Wie viele Geräusche kann ich ausmachen, wenn ich mit verbundenen Augen im Wald sitze? Wie riecht der Waldboden oder eine Frühlingswiese?
Unsere erlebnispädagogischen Bergwanderungen können auf markierten Wegen, unmarkierten Pfaden oder im weglosen Gelände stattfinden. Je nach Geländeschwierigkeit wird die Gruppe geführt oder geht selbständig. Ein wichtiger Teil des erlebnispädagogischen Bergwanderns ist eine gemeinsame Tourenplanung. Bergwandern bietet optimale Mitbestimmungs- und Planungsmöglichkeiten für die Gruppe. Hervorragend lassen sich auch Aufgabenstellungen aus den Bereichen Naturerfahrung und Spielaktionen in eine erlebnispädagogische Bergwanderung integrieren. Begehungen von Klettersteigen – also drahtseilversicherten Steigen, mit Stiften und Leitern als Steighilfe – ermöglichen es auch im Klettern wenig erfahrenen Menschen, Bereiche des Handlungsfelds Berg zu erleben, die sie sonst nicht erreichen könnten. Klettersteige haben vor allem für Kinder und Jugendliche einen hohen Aufforderungscharakter. Bei Klettersteigbegehungen sichert sich der Teilnehmende in der Regel selbst, was eigenverantwortliches Handeln und Konzentrationsvermögen voraussetzt aber auch fördert. Eine besondere Form des Bergwanderns im Angebot von NET sind Bergexerzitien. Exerzitien sind traditionell Tage der inneren Einkehr und Besinnung. Die Natur bietet uns tiefe und einprägsame Bilder und Situationen, die uns helfen uns besser zu verstehen und unsere Lebenspläne zu überdenken und zu verwirklichen. Die Berge sind ein ganz besonderes Erfahrungsfeld. Sie schenken uns überwältigende Augenblicke und Zeiten der Stille. Die Bergexerzitien sind so gestaltet, dass sie sich zugleich für religiös und nicht religiös ausgerichtete Menschen eignen.
Klettern an Felsen oder in künstlichen Anlagen erfreut sich bei unseren Veranstaltungen als Angebotsbaustein großer Beliebtheit. Grund dafür sind die vielfältigen pädagogisch und therapeutisch nutzbaren Potentiale, die dieser Sport bietet. Es können sowohl personale Kompetenzen (z.B. die Überwindung von Angst) als auch soziale Kompetenzen (z.B. die Entwicklung von Vertrauen) gefördert werden. Beim Klettern kommen verschiedenste körperliche Komponenten, wie Ausdauer, Kraft, Gleichgewichtssinn oder Konzentrationsfähigkeit, zum Tragen. Dadurch wird der Körper besonders differenziert wahrgenommen und neu erlebt. Durch die Bewältigung von subjektiv als „schwierig überwindbar“ eingestuften Hindernissen erlangen die Teilnehmenden beim Klettern Selbstsicherheit und steigern ihr Selbstbewusstsein. Darüber hinaus ist das Klettern ein Partnersport – mit einer kletternden und einer sichernden Person – und eignet sich dadurch zur Förderung kooperativen Verhaltens. Die beiden Kletternden müssen sich aufeinander einlassen und stehen in einem direkten Bezug zueinander. Verantwortungsbewusstsein der sichernden Person einerseits und die Entwicklung von Vertrauen durch die kletternde Person andererseits sind die Fähigkeiten die dabei gefordert sind. Durch den Einsatz von bestimmten Gruppenaufgaben und Kletterspielen lässt sich die strikte Paarorientierung auflösen, und die Veranstaltung wird zu einem Gemeinschaftserlebnis der gesamten Gruppe.
Unsere erlebnispädagogischen Bootstouren mit Kajak, Kanadier oder Raft bieten ideale Möglichkeiten, um mit Gruppen Themen wie Kooperation, Kommunikation, Teamarbeit, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu bearbeiten. Flussbefahrungen eignen sich gut als Metaphern für Lebenswege. Aktives Zutun (Paddeln) hilft, die eigene Richtung im Strom mitzubestimmen und Hindernisse zu bewältigen. Im sicheren Gewässer kann man sich auch treiben lassen. Jede Bootstour bietet Möglichkeiten zur intensiven Naturerfahrung und zum Erkennen ökologischer Zusammenhänge, ob beim Bootswandern im ruhigen Fluss oder bei der Auseinandersetzung mit dem Wildwasser. Bei unseren Floßbauaktionen ist hingegen vor allem Teamwork gefragt. Aus wenigen Materialien baut die Gruppe ein schwimmfähiges Floß. Auf einem See oder auf einem ruhigen Fluss wird die Konstruktion im Anschluss auf ihre Wassertauglichkeit getestet. Außerdem bieten wir im Zusammenhang mit dem Element Wasser Bachbettbegehungen an. Diese erschließen einzigartige Naturräume aus ungewöhnlichen Perspektiven. Das hautnahe Erleben des Wassers mit seiner Kraft und Frische, und die Herausforderungen beim Durchwaten des Bachlaufes, beim Überqueren von Baumhindernissen oder Erklimmen von Felsstufen ermöglichen ganz besondere Erfahrungen. Spielend und forschend erfahren die Teilnehmenden ökologische Zusammenhänge und Hintergründe über die Entstehung von Landschaften.
Exkursionen in Höhlen werden erlebnis- und naturpädagogisch unter verschiedenen Aspekten genutzt. Der erlebnispädagogische Aspekt stellt den Aufbruch in eine unbekannte Welt der Dunkelheit, Enge und Feuchte in den Vordergrund. Es braucht Mut und Entschlossenheit aber auch Neugier und Entdeckergeist, um sich auf so ein Abenteuer einzulassen. Deshalb führen wir unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer behutsam an eine Höhlenexkursion heran. Die Erfahrung von absoluter Dunkelheit verstärkt die Aufmerksamkeit der anderen Sinne. Die Enge erfordert außergewöhnliche Bewegungen und geschickte Körperkoordination. Die Teilnehmenden erfahren viel über ihre physischen und psychischen Fähigkeiten aber auch über ihre Grenzen. Die Gruppe bietet dem Einzelnen Sicherheit und Hilfestellungen. Die naturpädagogischen Aspekte der Höhle sind die Besonderheit des Lebensraums, seine außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, die den dort zu findenden Lebewesen außergewöhnliche Fähigkeiten und Formen abverlangen. Es wird uns ein Einblick in die evolutionäre Entwicklung und die Entstehung von Landschaften auf unserem Planeten gewährt. Biologie, Archäologie und Geologie werden hautnah erlebbar.
Schon mal was von den Berger Riedeln gehört? Was mag wohl der geheime Schatz sein, den Morg vom Org bewacht? Mit unseren Spielaktionen erleben unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer besondere Abenteuer. Sie entdecken neue Planeten oder nehmen mit ihrem Team an der nächsten offiziellen Waldolympiade teil. Über das Spielen entwickelt und erweitert der Mensch seine Fähigkeiten. Im Spiel erprobt er Rollen und lernt, sich in andere Positionen hineinzuversetzen. Er entdeckt neue Eigenschaften, lernt diese zu nutzen und baut damit seine Kompetenzen aus. Mit Hilfe von komplexen Kooperationsaufgaben erarbeiten wir mit Gruppen verschiedene Lösungsstrategien, wofür ebenfalls Teamfähigkeit und Kreativität gefragt sind. Wer übernimmt welche Rolle in der Gruppe? Schafft es das Team, die unterschiedlichen Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu nutzen? Durch unsere qualifizierten Auswertungen sichern wir den Transfer des Erlebten in den Alltag. Gerne setzen wir bei unseren Spielaktionen und Kooperationsübungen auch mobile Seilelemente ein: Vom einfachen Balanceseil in 50 cm Höhe bis zur Schluchtüberquerung mit Hilfe einer von der Gruppe selbst konstruierten und gebauten Seilrutsche. In diesem Bereich bieten wir Elemente der Erlebnispädagogik an, deren Schwierigkeiten höchst unterschiedliche Herausforderungen an den Einzelnen und die Gruppe stellen. Außerdem bietet die Natur selbst ein vielfältiges und aufregendes Lern- und Erfahrungsfeld für alle Altersstufen. Durch eine spielerische Auseinandersetzung mit der Natur – in Form von verschiedensten Naturerfahrungsspielen – können Neugier, Spaß und Abenteuerlust an der Umwelt (wieder) geweckt werden.
Die physische und psychische Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unseren Angeboten hat für uns die höchste Priorität. Um diese gewährleisten zu können, halten wir uns an die folgenden Sicherheitsstandards:
• Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über die entsprechenden methodischen und fachsportlichen Qualifikationen (Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik, Fachübungsleiter, Trainer C etc.).
• Alle für den Verein tätigen Personen halten sich an gesetzliche Bestimmungen (speziell zur Aufsichtspflicht, zum Jugend- und Naturschutz) und berücksichtigen die Richtlinien der betreffenden Fachsport- und Naturschutzverbände sowie die Hinweise relevanter Rettungsorganisationen (9).
• NET benennt vereinsinterne Sicherheitsbeauftragte für die Bereiche Alpin, Wasser und Höhle, die regelmäßig Informationen der betreffenden Fachsportverbände über neue Sicherheitsstandards an die Mitglieder weitergeben.
• Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen regelmäßig an fachsportlichen und pädagogischen Fortbildungen teil (z.B. Berg-, Höhlen- und Wasserrettungskurse).
• Die Leitungen einer Veranstaltung haben oder verschaffen sich die notwendigen Orts- und Situationskenntnisse (z.B. über Gefahrenstellen, Hilfsdienste oder die aktuelle Wetter- und Wassersituationen).
• Die Leitungen führen Vorgespräche mit den Teilnehmenden oder holen Informationen ein, um deren physische und psychische Voraussetzungen einschätzen zu können.
• Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwenden für alle potentiell riskanten Einsatzfelder ausschließlich genormtes bzw. geprüftes und durch die Fachsportverbände empfohlenes Material und bauen alle Sicherheitssysteme nach Möglichkeit redundant auf.
• Die Leitungen einer Veranstaltung nehmen bei Bedarf eine Risikoeinschätzung vor und brechen bei bestehenden Sicherheitsbedenken eine Aktion umgehend ab (z.B. Sturmwarnung, Hochwasser, Überforderung der Teilnehmenden).
• Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beherrschen Notfallmaßnahmen (mindestens Erste-Hilfe-Kurs-Niveau) und haben bei allen Aktionen Notfallausrüstung und Mobiltelefon im Gepäck.
• Für jede Veranstaltung gibt es einen detaillierten Notfallplan.
• Alle Teilnehmenden werden vor den Veranstaltungen über mögliche Risiken und Gefahren sowie Verhaltensregeln zum Umgang mit solchen informiert.
Die Sicherheitsstandards werden intern laufend überprüft.
9 z.B. die Empfehlungen des Deutschen Alpenvereins, des Deutschen Kanuverbandes, des Verbandes Deutscher Höhlen- und Karstforscher, der Bergwacht, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und des Bund Naturschutz